[H1 Drei Fragen an unsere Architekt:innen ]
[H2 Im Gespräch mit Danuta Kurz und Bernd Ropers]
Herbstpost 2022 | 13.10.2022 – Die Räumlichkeiten von KiTa Bremens 89 Kinder- und Familienzentren bieten täglich rund 9.000 Kindern Platz zum Spielen, Lernen und Wachsen. Damit die Gebäude den Bedarfen von Kindern, Familien und Mitarbeitenden gerecht werden, begleitet das Architekt:innen-Team Danuta Kurz und Bernd Ropers alle Neu- und Umbauprojekte von KiTa Bremen. Wir durften Frau Kurz und Herrn Ropers drei Fragen zu der Besonderheit von Kita-Gebäuden, den Herausforderungen im Arbeitsalltag und ihren Lieblingsgebäuden stellen.
Bernd Ropers: „Ganz allgemein muss ein Kita-Gebäude sowohl für Kinder als auch für Erwachsene funktionieren. Das zu vereinbaren, ist oftmals gar nicht so einfach. In einigen Kitas kann man beispielsweise erkennen, dass die kindliche Augenhöhe kaum Berücksichtigung findet – viel zu hohe Fenster und teilweise zu hohe Decken sind hierfür ein Indiz. Daher gilt für uns das Motto: Der erste Meter gehört den Kindern! Vieles muss ein bisschen niedriger gedacht werden. Darüber hinaus sind aber auch Büro- und Gemeinschaftsbereiche Teil eines guten Kita-Raumkonzepts. Denn auch den Bedarfen von Kita-Teams und Familien muss begegnet werden. Kita-Gebäude unterscheiden sich von herkömmlichen Gebäuden aber nicht nur in unterschiedlichen Nutzungsbedarfen, sondern auch in den baulichen Rahmenbedingungen. Unsere Gebäude müssen viele behördliche Vorgaben und Flächenstandards erfüllen.“
Danuta Kurz: „Hinzu kommt, dass KiTa Bremens Gebäude den besonderen Anspruch haben, Spiegel des pädagogischen Rahmenkonzepts zu sein. Das bedeutet, die Gebäude ermöglichen Raum für Begegnung und gruppenübergreifendes Arbeiten. Auch bei der Raumplanung mehrgeschossiger Gebäude, achten wir darauf, Treffpunkte zu schaffen. Damit Kinder sich im Gebäude bewegen, befinden sich Funktionsräume wie Bewegungsräume und Bibliotheken oftmals auf unterschiedlichen Ebenen. Im Idealfall gibt es zudem Sichtverbindungen zwischen den Räumen - beispielsweise zwischen Küche und Speisebereich. Allerdings muss man an dieser Stelle auch sagen, dass viele unserer älteren Bestandsgebäude diesen Ansprüchen nur schwer gerecht werden. Hierfür Lösungen zu finden und mit Umbaumaßnahmen gegen zu steuern, ist für uns als Architektin und Architekt die größte Herausforderung.“
Danuta Kurz: „Vorweg muss man hier klarstellen, dass die Planung und Umsetzung dieser Maßnahmen nicht allein über uns gehen. Ganz im Gegenteil. An den Projekten sind viele Personen und Institutionen beteiligt wie Immobilien Bremen, die Senatorische Behörde und externe Architekturbüros. Als Projektverantwortliche von KiTa Bremen bilden wir zu ihnen eine Schnittstelle und vermitteln zwischen den verschiedenen Bedarfen und Vorstellungen. Das bedeutet, wir nehmen weniger den Stift für eine Bauplanung in die Hand, als dass wir vorgelegte Bauzeichnungen aus Nutzersicht betrachten und korrigieren. Für uns steht die Kommunikation mit den Projektbeteiligten im Fokus. Denn oftmals sprechen Personen aus Verwaltung, Architektur und Pädagogik unterschiedliche Sprachen. Beispielsweise denken Architekturbüros Gebäude oftmals von außen nach innen. Die Ästhetik steht hier im Vordergrund. Pädagogik denkt andersherum und stellt die Funktion in den Vordergrund. Unser Vorteil ist, dass wir in unserer Funktion die Spielregeln aller Beteiligten kennen und vermitteln können.“
Bernd Ropers: „Vor diesem Hintergrund wird auch deutlich, was bei der Projektbegleitung wichtig ist: eine gute Steuerung, Transparenz und Vertrauen. Alle Projektbeteiligte müssen in ihren jeweiligen Funktion Beachtung finden und mit einbezogen werden. Ihre Ideen müssen angehört und Vorstellungen genau abgewogen werden. Für uns gilt es, Kompromisse zu finden – das ist eine Herausforderung, denn oftmals sind die jeweiligen Erwartungen hoch.“
Bernd Ropers: „Mich beeindruckt die Architektur des Fockemuseums in Schwachhausen. Die Klarheit und Einfachheit des Gebäudes stechen einfach ins Auge. Aber auch das alte Karstadt-Gebäude in der Bremer Innenstadt ist mit seiner gut durchgearbeiteten Fassade ein echtes Highlight. Daher steht es ja auch unter Denkmalschutz. Leider scheint es, trotz seiner zentralen Lage, viel zu wenig wahrgenommen zu werden.“
Danuta Kurz: „Mir fällt da spontan das Schiffartsamt auf der Werderinsel ein, das ebenfalls sehr klar in seiner Gestaltung ist. Allerdings beeindrucken mich auch Kirchen, wie beispielsweise die St. Pankratius Kirche in Stuhr. Kirchenarchitektur spielt unglaublich stark mit Atmosphäre und Emotion. Das fasziniert mich.“
Herzlichen Dank für das Gespräch.