14.02.2022 - „Wie soll das nur funktionieren?“, schoss es dem Team des Kinder- und Familienzentrums Mülheimer Straße durch den Kopf, als die Stadt Bremen Anfang Februar 2022 die Testpflicht für Krippen- und Kitakinder einführte. „Mit der Testpflicht steht unser pädagogischer Alltag vor zwei großen Herausforderungen: Erstens, die Durchführung bei bis zu zwanzig Kleinkindern pro Gruppe zu koordinieren und zu überwachen. Zweitens, Kinder auch zum Mitmachen zu motivieren.“, erklärten die Zentrumsleitungen Shahnaz Bagheri und Zoe Blohm.
Ähnlich ging es auch dem Kinder- und Familienzentrum Löwenzahn. „Das Corona-Regelwerk für Kita-Kinder und Familien wächst gefühlt täglich. Jede Veränderung bedeutet für uns, neue Überzeugungsarbeit. Bei der verpflichtenden Testung gibt es mitunter Vorbehalte, die wir versuchen, auszuräumen.“, berichtete Koordinatorin Kerstin Erdwiens. „Das können wir nur tun, in dem wir die Umsetzung für Familien und Kinder so einfach wie möglich gestalten.“
Doch wie ließen sich Schnelltests mit Kleinkindern unkompliziert durchführen? Für die Kinder- und Familienzentren Löwenzahn und Mülheimer Straße gab es nur eine Antwort: Durch Partizipation – sprich, die aktive Beteiligung von Kindern im Testprozess. Die Einrichtungsteams entwickelten eine Vielzahl von Ideen zur gemeinsamen Umsetzung. Ihr Ziel: Aus der Testpflicht, einen pädagogischen Mehrwert ableiten und die Neugier von Kindern wecken. Wie das funktionierte, zeigten kleine Labore und Mini-Testzentren, die Mitarbeitende in den Einrichtungen aufbauten. Morgens führten Kinder die Tests als eine Art wissenschaftliches Experiment eigenständig durch. Dabei halfen eigene improvisierte Testkits mit Namen oder Fotos, in die Kinder ihre Teströhrchen einsortieren konnten.
„Wir laden Kinder in unseren Laboren ein, selbst zu entscheiden wann und wie sie die Tests durchführen möchten. Es ist uns wichtig, dass sie so viele Handgriffe wie möglich selbstständig durchführen.“, sagte Zoe Blohm. Die Testdurchführung band dabei alle Kinder mit ein. Ob als Testpersonen, die am Stäbchen lutschten, Zeitwächter, die die Wartezeit überprüften oder Beobachtende, die das richtige Eintauchen der Stäbchen in die Tinktur sicherstellten – ähnlich wie in einem Rollenspiel entschieden Kinder, welche Tätigkeit sie übernehmen mochten. Das Erlebte besprachen Kinder und Mitarbeitende im Morgenkreis anschließend gemeinsam. „Wir sind überrascht wie gut unsere Kinder das Vorgehen annehmen. Oft freuen sie sich sogar auf das morgendliche Testen, unterstützen sich gegenseitig und erklären einander Abläufe.“
Die Mini-Testlabore wurden im KuFZ Mülheimer Straße mitunter so eingerichtet, dass Eltern dem Geschehen durch die Fenster der Einrichtung folgen konnten. „Im wahrsten Sinne des Wortes machen wir so das Testverfahren transparent. Das ist wichtig, um das Vertrauen der Eltern zu stärken.“, berichtete Zoe Blohm. Das KuFZ Löwenzahn griff zudem auf eine selbstgebastelte „Corona-Ampel“ in jeden Gruppenraum zurück. Ein grüner Pfeil zeigte Eltern mit einem Blick, dass alle Selbsttest negativ waren.