02.06.2020 - Gartenzäune werden zu Galeriewänden, Fenster zu Ausstellungsräumen - der öffentliche Raum entwickelt sich in Zeiten sozialen Abstandhaltens mehr und mehr zur großen Kunstausstellung. Auch in vielen von KiTa Bremens Kinder- und Familienzentren sind derzeit künstlerische Spuren „ausgelegt“.
Wie eine Schlange schlängeln sich so beispielsweise in der Einrichtung Ebenroder Straße buntbemalte Steine um das Außengelände. Stein für Stein wurde die Reihe in den letzten Wochen von Kindern verlängert. Ein Plakat am Zaun des Kinder- und Familienzentrums lädt Kinder und Eltern dazu ein, Steine zu Hause zu bemalen und sie anschließend in die Steinreihe der Einrichtung einzufügen. Jeden Tag wächst die Schlange so ein kleines Stückchen. Das Resultat fassen Emma und Antoni, Kinder aus der Notbetreuung der Ebenroder Straße, wie folgt zusammen: „Die Schlange ist so lang wie Corona! Da gibt’s kein Ende.“ Stolze zwölf Meter misst die Steinreihe mittlerweile. Auch in anderen Einrichtungen wie zum Beispiel in den Kinder- und Familienzentren Pfälzer Weg und Augsburger Straße lassen sich derzeit immer länger werdende Steinpfade im Gras entdecken.
Auf die Frage, was die Steinschlange darstellt, antwortet die sechsjährige Lina aus dem Kinder- und Familienzentrum Ebenroder Straße: „Wir sind viele und gehören alle zusammen“. Ähnlich wie bei der Aktion „Regenbögen gegen Corona“, bei denen Kinder Regenbögen an Fenster malen, überwinden Gemeinschaftsprojekte wie Steinpfade die derzeitigen Kontakteinschränkungen und stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl der Kinder. Kunst und kreative Ausdrucksformen unterstützen dabei gezielt die psychische Widerstandskraft - Nicht ohne Grund scheint daher das Kreativpotential zu explodieren.
Das Malen von Regenbögen und Verzieren von Steine fördern darüber hinaus Motorik und visuelle Wahrnehmung. Oftmals entstehen zudem Anknüpfpunkte für weitere Bildungsbereiche: Steinschlangen lassen sich beispielsweise aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten. Kinder können einzelne Steine nach Größen, Farben und Formen untersuchen oder die Gesamtlänge messen. Als positiver Nebeneffekt vermitteln die aus der Krise gewachsenen Kreativprojekte so Kinder neues Wissen.