15.06.2020 - Das Coronavirus verunsichert nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder. Oftmals verstehen und spüren Kinder die Einschränkungen bewusster als wir „Großen“ vermuten. Mit sehr feinen Antennen nehmen sie wahr, dass aktuell etwas nicht stimmt. Angst wirkt dabei auf Kinder ansteckend. Sie fürchten insbesondere das, wovor Eltern Angst haben.
Geschützter Raum zur Auseinandersetzung mit Corona
Um Kindern die Möglichkeit zu geben, Beobachtungen einzuordnen und Sorgen zu teilen, ist es wichtig mit ihnen über Corona zu sprechen. Da viele Fragen rund um das Virus noch offen sind, kann ein Gespräch nicht immer alle Ängste nehmen. Ziel sollte es sein, Kinder einen geschützten Raum zur Auseinandersetzung mit dem Thema zu geben.
Wie das Gespräch über das Coronavirus zu einem positiven Erlebnis für Kindern werden kann, erklärt KiTa Bremens Fachberatung. Die pädagogischen Expert*innen geben zehn Tipps, die Eltern bei einer kindgerechten Aufarbeitung unterstützen:
Bevor Sie das Gespräch beginnen, denken Sie darüber nach wie Sie mit eigenen Ängsten umgehen. Dies bestimmt, wie Ihr Kind Informationen annimmt.
Hilfreich ist, wenn Sie selbst gute Gesprächspartner*innen zum Austausch von Gedanken und Ängste haben. Eigene Bedenken können so „abgefedert“ werden und treffen nicht direkt auf Kinder.
Sprechen Sie mit ihrem Kind in einer ruhigen und angenehmen Atmosphäre.
Beginnen Sie die Unterhaltung „ganz nebenbei“. Zum Beispiel beim gemeinsamen Backen oder Kochen. Holen Sie beispielsweise Malsachen raus, setzen Sie sich gemeinsam an den Tisch, zeichnen Sie zusammen ein Bild und kommen so ganz beiläufig ins Gespräch.
Ein Rollenspiel ist ebenfalls eine gute Möglichkeit um zu erfahren, was Ihr Kind beschäftigt und welche Sorgen es möglicherweise hat. Für ein Rollenspiel bieten sich Lego- oder Duplofiguren, Lieblingspuppen oder Kuscheltiere an. Vielleicht muss der Teddybär vom Coronavirus geheilt werden oder getröstet werden, weil er grad mit den anderen Kuscheltieren nicht spielen darf.
Etwas, das wir nicht sehen, hören, riechen oder anfassen können, ist schwer zu verstehen und zu vermitteln. Nutzen Sie im Gespräch Materialen, die das Virus greifbarer machen:
Machen Sie Ihrem Kind während des Gesprächs Themenangebote, indem Sie nachfragen, was das Kind über das Coronavirus gehört hat und wie es sich damit fühlt. So können Sie ganz konkret an die Themen des Kindes anknüpfen.
Wichtig: Lassen Sie jedoch Corona nicht durch ständiges Fragen zum Dauerthema werden.
Achten Sie darauf, dass Sie nicht mehr Informationen geben, als Ihr Kind verarbeiten kann.
Dafür sind die Fragen des Kindes ein guter Richtwert: Kinder haben ein gutes Gespür dafür, wie viel sie wissen möchten.
Beantworten Sie die Fragen ehrlich und auf Tatsachen basiert. Dies gibt Ihrem Kind die Möglichkeit Vertrauen zu fassen und ein Gefühl der Sicherheit zu entwickeln. Haben Sie als Elternteil nicht den Anspruch jede Frage beantworten zu müssen. Suchen Sie wenn möglich, gemeinsam mit Ihrem Kind nach Antworten.
Beenden Sie das Gespräch, wenn keine weiteren Fragen gestellt werden.
„Wann wird alles wieder wie vorher?", darauf gibt es zurzeit keine richtige Antwort.
Geben Sie deshalb keine Prognosen für die Zukunft ab, sondern vermitteln Sie vielmehr, dass Sie gemeinsam mit Ihrem Kind die Entwicklungen Tag für Tag beobachten und weiter darüber sprechen werden.
Handeln zu können, vermindert das Gefühl der Hilflosigkeit.
Zeigen Sie Ihrem Kind wie es sich verhalten kann. Üben Sie gemeinsam das „richtige“ Husten und Niesen. Erklären Sie, warum es wichtig ist, sich oft die Hände zu waschen. Die zehn wichtigsten Hygiene-Tipps erklärt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Wie Seife vor Viren schützt kann Kindern mittels eines Experiments veranschaulicht werden. Dafür mischen Sie in einem tiefen Teller Wasser mit Gewürzen. Diese symbolisieren die Viren. Kinder sollen zuerst ihre ungewaschenen Finger in das Wasser halten. Das Ergebnis: Die Gewürze bewegten sich nicht. Dann tauchen Kinder ihre Finger in Seife und danach wieder in den Teller. Die Gewürze weichen zurück. Das Experiment ist als Video auf der Webseite des Mitteldeutschen Rundfunks zu sehen.
Um Ihrem Kind das Händewaschen näher zu bringen, bieten sich weitere spielerische Ansätze an:
Auch wenn es richtig und wichtig ist sich über das Coronavirus auszutauschen, können Gespräche unter Erwachsenen anwesende Kinder verunsichern.
Es ist trügerisch anzunehmen, dass ins Spiel vertiefte Kinder Ihre Umwelt ausblenden.
Um Ängste zu mindern, sollten Sie im Beisein von Kindern von negativ geprägten Corona-Gesprächen absehen.
Täglich berichten Medien über die aktuellen Entwicklungen des Coronavirus. Gezeigt werden Bilder von Menschen mit Atemmasken, Schutzanzügen und Krankenhausimpressionen.
Anders als Erwachsene fehlt Kindern die Möglichkeit, sich vom Gezeigten zu distanzieren. Sie sind noch nicht fähig, die Bilder einzuordnen und werden von den visuellen Reizen oftmals überfordert. Um Ängste zu mindern, sollten insbesondere jüngere Kinder Medienberichten nicht ausgesetzt werden.
Für Kinder ab sieben Jahren stellen sogenannte „Kindernachrichten“ eine empfehlenswerte Alternative dar. Hier werden aktuelle Ereignisse und deren Zusammenhänge kindgerecht, einfach und verständlich aufbereitet.
Kindernachrichten im Fernsehen:
Logo! (ZDF/KiKA – für Kinder ab 7 Jahren)
Neuneinhalb (Das Erste – für Kinder ab 7 Jahren)
Kindernachrichten im Radio:
Kindernachrichten vom NDR
Kindernachrichten vom Deutschlandfunk
*Abbildungen: Kinderzeichnungen aus den Kinder- und Familienzentren Warturmer Platz und Flintacker; ©KiTa Bremen - Eigenbetrieb der Stadtgemeinde Bremen