Sommerpost 2021 | 06.07.2021 – Aufmerksame, fröhliche und konzentrierte Gesichter blicken Judith Muschinski und Claudia Meinen vom Bildschirm ihrer Computer aus an. Gemeinsam mit ihrem Team nehmen die Leiterinnen des Kinder- und Familienzentrums Robinsbalje am virtuellen Fachtag zum Thema Selbstachtsamkeit teil. „Der Kita-Arbeitsalltag stellt hohe Anforderungen an uns Mitarbeitende. Wir jonglieren tagtäglich mit den individuellen Bedürfnissen der Kinder. Zeitgleich beraten wir Eltern und müssen dabei mitunter viele Sprachbarrieren überwinden. Alles unter einen Hut zu kriegen, ist nicht immer einfach. Umso wichtiger ist es, achtsam und umsichtig miteinander umzugehen.“, sagen die Zentrumsleiterinnen. Der digitale Workshop gibt dem Team Raum, über Herausforderungen zusprechen, sich auszutauschen und einander zu zuhören. Probleme nicht alleine begegnen zu müssen, ist laut Frau Muschinski essentiell, um mit Belastungen gut umgehen zu können.
Die Notwendigkeit für Austauschmöglichkeiten verstärkte sich insbesondere in der coronabedingten Lockdownzeit „Unsere gewohnten Strukturen und Dienstbesprechungen fielen weg. Durch die Kontaktbeschränkungen arbeiteten wir sehr viel isolierter und konnten uns bei Problemen schlechter verständigen – das birgt Konfliktpotenzial. Parallel mischten sich natürlich auch eigene Ängste und Sorgen vor Infektionen in den Berufsalltag. Dass alles belastet unsere Arbeit immer noch.“, so Frau Meinen. Virtuelle Treffen wie der Fachtag bieten aber in Zeiten sozialen Abstandhaltens dennoch Reflektions- und Austauschmöglichkeit. Der Workshop ist einer von vielen Wegen, den das Team in den vergangenen Monaten wählte, um Sorgen und Gefühle trotz Corona aufzufangen.
Die Arbeitsbelastungen und geforderte Flexibilität der Pandemie steckt allen Kinder- und Familienzentrum von KiTa Bremen in den Knochen. „Ich kann mich gut erinnern, im Frühjahr während einer Woche fünf Dienstpläne geschrieben zu haben. Wir sprangen von Reaktionsstufe zu Reaktionsstufe, mussten immer wieder neu planen und das Haus sogar vier Wochen komplett schließen. Das war für meine Kolleginnen und Kollegen extrem herausfordernd.“, berichtet die Zentrumsleitung des Kinder- und Familienzentrums Schwarzer Weg, Fatos Dinlamaz. Um dieser strapazierenden Situation zu begegnen, führte das Leitungsteam klare Kommunikationswege und Sprechzeiten für Mitarbeitende ein.
Waren es zum Anfang der Pandemie zumeist Positivfälle, die das Team um Frau Dinlamaz bewegten, rückten im weiteren Verlauf die Schicksale der isolierten Familien in den Mittelpunkt. „Im Unterschied zu anderen Einrichtungen war nicht der Druck der Eltern nach Betreuungsmöglichkeiten belastend. Vielmehr hatten wir das Problem, die Kinder wieder in die Einrichtungen zu holen.“ Im Kita-Alltag sind Mitarbeitende oft mit einer emotionalen Gratwanderung zwischen Nähe und Distanz konfrontiert. Sorgen um Familien werden dabei nicht selten mit nach Hause genommen. „Als Leitung haben wir hier eine besondere Fürsorgepflicht. Es ist wichtig zu signalisieren, dass Mitarbeitende gewisse Dinge abgeben können. Die Verantwortung muss auf mehrere Schultern verteilt werden - Druck rausnehmen sind die Zauberwörter.“ Hilfreich sei zudem, Problemlösungen transparent zu machen und einen Fahrplan vorzugeben, erklärt Frau Dinlamaz. Hierzu zählt beispielsweise das Ansetzen von Terminen für Elterngespräche, eine Beratung durch die Fachberatung und klare Anweisungen der Geschäftsführung. Diese Schritte gaben dem Team Orientierung und Halt.
Einander zuhören, Erlebtes mit einem Gegenüber reflektieren und lösungsorientiert arbeiten sind auch für das Team der Robinsbalje Schlüssel bei der Stressbewältigung. „Klar muss man auch meckern dürfen. Der Lösungsversuch sollte aber immer im Fokus stehen. Ich glaube, es ist auch eine persönliche Einstellungssache: Es gibt nicht nur Schwarz oder Weiß. Wir müssen bei Problemen gemeinsamen nach einem Mittelweg suchen.“, so Frau Meinen. Ein allgemeingültiges Rezept, um mit der Belastungen gut umzugehen, hat aber auch sie nicht. Jedes Team müsse eigenständig überlegen, was es braucht. Das Kinder- und Familienzentrum Robinsbalje hat gute Erfahrungen gemacht, alle Mitarbeitende mit einzubinden und neue Ideen für Austauschformate zuzulassen. Der virtuelle Fachtag war eine dieser Ideen. Hier war das Team unter anderem aufgefordert, eine Dankbarkeitsübung durchzuführen: „Für mich war es sehr motivierend zu hören, worüber das Team auch in diesen herausfordernden Zeiten dankbar war. Es ist wichtig auszusprechen, was man aneinander schätzt. Aus dem positiven Feedback konnten wir alle viel Kraft schöpfen.“, erzählt Frau Muschinski.
Trotz der anstrengenden Pandemie-Monate beschreiben die Kinder- und Familienzentren Robinsbalje und Schwarzer Weg die zurückliegende Zeit als sehr teamstärkend. „Die Achtsamkeit der Kolleginnen und Kollegen ist untereinander sehr groß. Jeder hat ein Auge auf den anderen. Unser Team hat unglaublich viel geleistet, dadurch sind wir gemeinsam gewachsen.“, betont Frau Dinlamaz.
Mit Blick auf die kommenden Monate bewerten beide Leitungsteams das Zurückfinden in einen normalen Kita-Alltag als große Herausforderung. „Nach der langen Zeit im Lockdown wollen wir wieder ins inhaltliche Arbeiten kommen. Dabei gilt es, gemeinsam zu überlegen, was wir künftig verändern und optimieren können. Was wir beibehalten, ist die Achtsamkeit für uns selbst und unser Team.“, sagen Frau Muschinski und Frau Meinen.
KiTa Bremen unterstützt Mitarbeitende mit unterschiedlichen Maßnahmen bei der Bewältigung von Arbeitsbelastungen. Den Teams der Kinder- und Familienzentren und der Zentrale stehen folgende Angebote zur Verfügung:
Sie haben Fragen zu diesen Angeboten oder möchten einen Fachtag zum Thema Selbstachtsamkeit gestalten? Wenden Sie sich an gerne an die Fachberatung von KiTa Bremen. Hier geht es zu unseren Ansprechpersonen.
Sie möchten mehr über das Thema Selbstachtsamkeit oder zum Umgang mit digitalen Räumen erfahren? Unsere Fachberatung hat drei Literatur-Tipps für Sie zusammengestellt. Die Bücher können in KiTa Bremens Zentrale eingesehen werden: