Sie sind hier:

Drei Fragen an den Hort

Im Gespräch mit Leon Laverentz aus dem Kinder- und Familienzentrum An der Höhpost

Foto: Leon Laverentz, ©KiTa Bremen - Eigenbetrieb der Stadtgemeinde Bremen

Herbstpost 2024 | 26.09.2024 - Schulschluss. Für über dreißig Kinder im Bremer Stadtteil Huchting ist das der Zeitpunkt, um in den benachbarten Hort des Kinder- und Familienzentrums An der Höhpost zu wechseln. Begrüßt werden sie dort unter anderem von Leon Laverentz. Seit dem Anerkennungsjahr zum Erzieher arbeitet Herr Laverentz bei KiTa Bremen und zählt heute zu einem von insgesamt 94 Hort-Mitarbeitenden im Betrieb. Wir durften Leon Laverentz drei Fragen zu seinem Arbeitsalltag im Hort, die berufliche Perspektive und zum Freiheitsgefühl in der Kindheit stellen.

Herr Laverentz, was ist das Besondere an der Arbeit im Hort?

„Im Hort betreuen und fördern wir Grundschulkinder, deren Entwicklungstand sich von KiTa-Kinder unterscheidet. Ihre Sprache, Humor und Selbstständigkeit sind auf einer ganz anderen Ebene. Mir liegt es sehr, Kinder in den ersten vier Jahren der Schulzeit zu begleiten und sie in ihrer Eigenständigkeit zu unterstützen. Als Hort-Mitarbeitende ist es unser Ziel, Kinder auf den Alltag nach der Grundschulzeit vorzubereiten. Sie sollen ihren Tag eigenständig gestalten können und zwischen Pflichten, Spaß und Spielzeit eine gute Balance finden. Allgemein wünsche ich mir, dass jede pädagogische Fachkraft während der beruflichen Laufbahn einmal die Hortarbeit kennengelernt hat. In der Ausbildung kommt dieser Arbeitsbereich oftmals zu kurz.“

Ab 2026 gibt es den Rechtsanspruch auf die Betreuung für Schulkinder. Welche Auswirkungen erwarten Sie auf ihr Arbeitsfeld und welche Perspektive wünschen Sie sich vor diesem Hintergrund?

„Oh, das ist ein emotionales Thema. Ich schiebe die Bedeutung dieser Entscheidung für meine Arbeit ehrlich gesagt immer noch vor mir her und versuche mich nicht aktiv damit auseinanderzusetzen. Ganz tief in mir hoffe ich wahrscheinlich, dass die Hortangebote in Bremen trotzdem irgendwie bestehen bleiben. Aktuell scheint es ja auch so, dass Politik und Träger den finalen Wechsel von Hort in Ganztagsschule in die Länge ziehen. Das liegt sicherlich auch am Personalmangel. Ich weiß aber, dass ein Rückgängig machen der Entscheidung utopisch ist.
Mein Herz hängt sehr an der Hortarbeit, die sich grundlegend von der Betreuung in der Schule unterscheidet. Wir bieten Kinder hier ein kleines Zuhause, gehen auf individuelle Bedürfnisse ein und bieten Raum für viel Eigenständigkeit. Allein der Ortswechsel am Nachmittag ist für viele Kinder wichtig. Die Ganztagsbetreuung in der Schule ist hingegen viel strukturierter und lässt wenig Freiräume zu – allein schon wegen der Stundenpläne. Für mich fühlt sich eine solche Betreuung viel mehr nach Aufbewahrung an. Ich weiß daher nicht, ob ein Wechsel in diese Tätigkeitsform für mich in Frage kommt.“

Hortzeit prägt die Kindheit. Wie würden Sie demnach folgenden Satz vervollständigen? Kindheit ist…

„Kindheit ist Unbeschwertheit. Als Kind gilt es, Dinge zu erleben und die Welt zu entdecken. Man findet heraus, was einem selbst liegt, was man mag und was nicht – und das möglichst im eigenen Tempo. Kindheit heißt somit auch Freiheit und nicht zu viel Druck. “

Vielen Dank für das Gespräch.